Der Alerion oder Avalerion, bereits bei Plinius benannt, wird in mittelalterlichen Bestiarien als mythologischer Vogel beschrieben, größer als ein Adler, von dem immer nur ein einziges Paar gleichzeitig auf der Welt existieren soll. Alle 60 Jahre legt es zwei Eier, und wenn die Brut schlüpft, ertränken sich die Eltern in den Fluten. Der große Minnesänger, Dichter und Komponist Guillaume de Machaut setzte in Dit de l’Alérion oder Dit des quatre oiseaux, einem allegorischen Werk über die Liebe, diesem sagenumwobenen Wesen ein Denkmal.
In der Heraldik hat der adlergleiche Alerion überlebt und ist bis heute beispielsweise im Wappen Lothringens vertreten. Viele Herrscher, darunter René von Anjou, Le Bon Roi René, oder Henri-Francois de Montmorency-Luxembourg, zu dessen Sieg bei Steenkerque Marc-Antoine Charpentier sein berühmtes Te Deum komponierte, hatten den Alerion als Wappenvogel, und so hat sich schließlich auch dieses Vokalensemble den mythologischen Adler als Patron gewählt.
Die jungen Sängerinnen und Sänger des Ensembles stammen aus ganz Europa und fanden sich in Basel zusammen, um sich an der Schola Cantorum Basiliensis gemeinsam mit Evelyn Tubb und Anthony Rooley ganz in der Tradition des Consort of Musicke der Ensemblemusik vom ausgehenden Mittelalter, über die Renaissance bis hin zum Frühbarock zu widmen.
Ein besonderes Anliegen ist es dem Ensemble, den Schwanengesang der Englischen Renaissance, die Elegy, auch den Hörerinnen und Hörern auf dem europäischen Kontinent näher zu bringen, wo diese Kunstform immer noch als Geheimtipp unter Musikliebhabern gilt.