Stephen Siegel wurde an Silvester 1943 in Birmingham, Alabama als Sohn von Janet Wilson Parr, schottische Poetin und Journalistin und Julius Siegel, amerikanischer Arzt rumänisch jüdischer Abstammung geboren. Siegels Eltern lernten sich auf einem Ball der University of Glasgow in Schottland kennen, wo sein Vater Medizin studierte. 1940 haben sie geheiratet. Siegel wächst in Boston auf, wo er die Highschool der Boston Latin School, die erste und älteste Volksschule (gegründet 1635) der USA besucht. Neben den gewohnten Fächern gehören auch Altgriechisch und Französisch zum Pflichtprogramm. Seine formal-musikalische Ausbildung beginnt Siegel mit Geigenstunden im Alter von acht Jahren. Mit zehn schreibt er sich in die Vorbereitungskurse des New England Conservatorys ein. Dort studierter Violine bei Ayrton Pinto (damals Mitglieddes Boston Symphony Orchestras und später Konzertmeister des Staatsorchesters São Paulo) Musiktheorie und Kammermusikspiel. Siegel absolviert sein Kompositionsstudium auf der Columbia University bei Otto Luening, Vladimir Ussachevsky und Charles Wuorinen. Im Jahr nach seinem Examen bildet Siegel sich privat mit der Komponistin Miriam Gideon weiter und besucht Kurse an der Dalcroze School. Von letzterer sagt Siegel: »Die Körperlichkeit dieser Dalcroze Kurse machte nachhaltigen Eindruck auf mich und nahm wichtigen Einfluss darauf, wie ich über Musik denke. In einem Raum herumlaufen, mit den Füßen in vier gehen, mit den Händen in fünf dazu zu klatschen und in drei zu singen – dies klingt wahrlich etwas verrückt, so aber gehen diese Rhythmen buchstäblich ins Blut, derart, dass man sie instinktiv zu spüren beginnt.«Auf der Juilliard School vertieft Siegel seine Studien mit Komposition bei Elliot Carter und Vincent Persichetti, sowie Orchestrierung bei Jacob Druckman. Nach Siegels Abschluss von Juilliard, entstehen diverse Kompositionen für Soloinstrumente und Kammermusik. Daneben beginnt er privat Komposition und Musiktheorie zu unterrichten. Aus der Zusammenarbeit mit Jamie Cunningham entstehen mehrere Tonbandcollagen für Cunninghams Acme Dance Company. Auch wenn das Komponieren immer sein zentrales Anliegen bleibt interessiert sich Siegel paralell dazu auch für andere Disziplinen. Seine Gemälde und Zeichnungen wurden in der New Yorker Weyhe Gallery ausgestellt und seine Fotografien in der Focal Point Gallery, der Marcuse Pfeiffer Gallery und der Mosko-Miller Gallery in New York gezeigt. Dazu bemerkt er einmal: »Meine Zeichnungen und Fotografien standen nie im Gegensatz zu meiner Musik, eher erwuchsen sie aus einem anderen Aspekt des selben Impulses heraus – als würde ich Musik sichtbar machen.« Von 1997 bis 2004 unterrichtet Siegel am Bennington College Musikgeschichte und-theorie. In Bennington entwickelt und implementiert Siegel einen Studienplan für Musiktheorie. »Unterrichten zu können ist ein großes Privileg und bereitet mir große Freude. Ich liebe es, Menschen in den großartigen Diskurs um die Musik einzuladen und ihnen beim Erlernen des Handwerkszeugs behilflich zu sein, das für eine aktive Teilnahme an diesem Diskurs notwendig ist. Mein Einsatz dafür wurde so viele Male mehrfach belohnt, durch die Energie, Imagination und Kreativität meiner Studenten.«Stephen Siegel lebt heute zusammen mit seiner Frau, der Architektin Nina Stern in New York City. Er komponiert und unterrichtet.